Thora: Science-Slammerin und Moderatorin bei Terra Xplore

08.10.2021
  Thora im Atomkrafwerk Urheberrecht: © TerraXplore

Thora Schubert studiert im Master Georessourcenmanagement mit der Vertiefungsrichtung Rohstoff- und Energiemanagement an der RWTH Aachen. In ihrer Freizeit steht sie auf Bühnen in ganz Deutschland und bringt dem Publikum auf eine humorvolle und unterhaltsame Art und Weise geologische Sachverhalte näher. Im Interview erzählt sie vom Image-Problem der Geologie und über ihren neuen Job beim ZDF-Format Terra Xplore.

Hallo Thora!

Du bist in der Nähe von Leipzig aufgewachsen und hast an der Universität Göttingen deinen Bachelor in Geowissenschaften abgeschlossen. Im Moment studierst du im Master Georessourcenmanagement an der RWTH Aachen und schreibst gerade an deiner Masterarbeit. Über welches Thema schreibst du deine Masterarbeit und wie würdest du es einem Nicht-Geologen erklären?

Ich glaube, ich würde das einem Nicht-Geologen genau so erklären wie einem Geologen. Ich schreibe meine Masterarbeit am Forschungszentrum Jülich, in der Abteilung für Techno-ökonomische Systemanalyse. Es geht darum, wie man Wasserstoff unterirdisch in Salzkavernen, also künstlich geschaffenen Hohlräumen in Salzgestein, speichern kann. Es gibt bisher erst ganz wenige solcher Kavernen für Wasserstoff, und in meiner Masterarbeit geht es jetzt darum, abzuschätzen, wie groß das weltweite technische Potential dafür ist. Also zusammengefasst: Eine wie große Rolle kann unterirdische Wasserstoffspeicherung in Zukunft spielen?

Was macht die Geowissenschaften so interessant und einzigartig? Mit welchen drei Wörtern würdest du die Geowissenschaften beschreiben?

Allgegenwärtig, zukunftsträchtig und spannend.

Dein Hobby ist der Science Slam. Dabei werden stellen WissenschaftlerInnen auf einer Bühne auf unterhaltsame Weise wissenschaftliche Themen und Fragestellungen vor, zu denen sie forschen und in denen sie sich sehr gut auskennen. Wie bist du zum ScienceSlam gekommen?

Das ist eine etwas längere Geschichte. Ich habe mit meiner Facharbeit in der Oberstufe einen Preis gewonnen und bin damit in die Dr. Hans Riegel-Stiftung aufgenommen worden. Die Stiftung veranstaltet für ihre Mitglieder alle zwei Jahre eine Akademie, bei der Vorträge und Workshops angeboten werden. Traditionell findet dabei an einem Abend ein Science Slam statt, bei dem einige Stiftungsmitglieder, also nur Slam-Neulinge, auf der Bühne stehen. 2017 hatte das Orga-Team Schwierigkeiten, genug Vortragende zu finden, und hat unter anderem mich gezielt angesprochen. Ich war am Anfang nicht so richtig überzeugt, habe mich dann aber doch breitschlagen lassen. Der Auftritt hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe so viel positive Rückmeldung bekommen, dass ich dabeigeblieben bin.

Du warst schon auf vielen Science-Slam-Bühnen in Deutschland unterwegs. Welchen Auftritt hast du besonders gut in Erinnerung?

Sehr gut in Erinnerung habe ich den ersten Auftritt mit meinem damals brandneuen Vortrag. Ich hatte mich dazu in das Thema Endlagerung für radioaktive Abfälle eingearbeitet. Das war ein Slam, der von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Frankfurt am Main veranstaltet wurde. Das Publikum war riesig und hatte richtig gute Laune. Hinterher wurden alle SlammerInnen und Anhänge noch zum Essen in ein schickes italienisches Restaurant eingeladen - das war ein sehr schönes Gesamtpaket. (lacht)

Wie bereitest du einen Slam-Vortrag zu einem neuen Thema vor?

Nachdem ich ein interessantes Thema gefunden habe, fange ich immer erstmal damit an, einen inhaltlich guten Vortrag vorzubereiten – das Witzige kommt dann später. Das heißt, ich sammele alle Informationen, die auf jeden Fall vorkommen sollen und bringe sie in eine sinnvolle Struktur. Wenn mir zwischendrin witzige Ideen kommen, schreibe ich sie erstmal auf und lege sie beiseite. Wenn das Gerüst eines inhaltlich interessanten Vortrags steht, versuche ich, die unterhaltsame, lockere und witzige Komponente einzubauen. Am Ende ist es dann ein weitestgehend Wort für Wort ausformulierter, ziemlich auswendig gelernter Vortrag. Da ist dann wenig Improvisation drin, weil ich natürlich auch aufgeregt bin – und mich an das Zeitlimit halten muss.

  Thora im Labor Urheberrecht: © TerraXplore

Wie lange hat man als Slammer Zeit für einen Science-Slam?

In der Regel hat man zehn Minuten Zeit für den Vortrag. Je nach Veranstalter wird diese Zeitspanne unterschiedlich streng ausgelegt. Manchmal wird man nach zehn Minuten fast von der Bühne geschubst und manchmal darf man auch zwei Minuten überziehen.

Was ist dein Lieblingsthemenfeld in den Geowissenschaften?

Das klingt jetzt ein bisschen nach Schleimerei für meinen Studiengang, aber tatsächlich alles was mit Rohstoff- und Energiemanagement zu tun hat. Zum Beispiel: Wo kommen Rohstoffe her? Wie können wir sie nachhaltig gewinnen? Wie gelingt die Energiewende? Zusammengefasst: Wo betrifft die Geologie direkt unser gesellschaftliches Zusammenleben? Also Themen wie Lithiumgewinnung in Deutschland oder auch Urban Mining.

Welches Bild haben die Geowissenschaften in den Medien?

Ich habe die Befürchtung, dass unter jungen Menschen die Fernsehserie Big Bang Theory einen großen Einfluss darauf hat, welches Bild von Geologen in den Köpfen ist. Nämlich, dass Geologen keine richtigen Naturwissenschaftler sind, nur im Dreck spielen und man sie sowieso nicht ernstnehmen kann oder muss.

Ehrlich gesagt, haben Geologen nicht das beste Image – sowohl unter den Naturwissenschaftlern als auch unter „Normalos“. Ein weitverbreitetes Vorurteil ist, dass Geologen von allem nur ein bisschen, aber nichts so richtig können, und dass sie viel nur mutmaßen, statt es tatsächlich messen zu können. Ich glaube, viele Menschen haben keine richtige Vorstellung davon, was die Geowissenschaften alles beinhalten.

Seit einer Woche bist du im Video-Format „Terra Xplore“ zu sehen. Die Videos sind abrufbar auf dem YouTube-Kanal „Terra Xplore“ und in der ZDF-Mediathek. Wie ist es überhaupt zu der Kooperation zwischen dir und dem Terra Xplore-Team gekommen?

Da war tatsächlich viel Glück dabei. Eins meiner Science-Slam-Videos ist vor gut zwei Jahren auf mir unerklärliche Weise viral gegangen und wurde sehr vielen Leuten auf YouTube vorgeschlagen. Innerhalb von einer Woche sind die Klickzahlen von 8000 auf 300 000 gestiegen. Als dann das ZDF auf die Idee gekommen ist, einen neuen Terra X-Ableger zu starten, kannte mich jemand aus diesem Video und hat meinen Namen ins Gespräch gebracht. Ich wurde daraufhin kontaktiert und ich habe mich mit einem kurzen Video, das wir an der RWTH gedreht haben, beworben.

Können wir uns noch auf weitere Terra Xplore-Folgen freuen?

Es kommen noch weitere Folgen, dafür muss man aber noch ein bisschen Geduld haben.

Das erste Video handelt von der Endlagersuche in Deutschland und das zweite Video von möglicher Lithiumgewinnung im Oberrheingraben. Über welche anderen geologischen Themen würde es sich gegebenenfalls lohnen, ein informatives Video zu drehen?

Ich habe bei einem Themenfindungs-Treffen noch ganz viele andere Themen vorgeschlagen. Das Thema Renaturierung nach Braunkohleabbau finde ich sehr spannend. Ich bin südlich von Leipzig aufgewachsen, wo in der Nähe ganz viele ehemalige Braunkohletagebaue zu Seen umgewandelt wurden. Das Rheinische mit dem Mitteldeutschen Braunkohlerevier zu vergleichen, fände ich hochinteressant. Auch das Thema Sandknappheit ist aktuell und relevant für unseren Alltag. Man muss bedenken, dass Terra Xplore auch den Anspruch hat, schöne Bilder zu erzeugen und alltagsnahe Themen zu behandeln. Leider fallen deswegen Themen wie Seltene Erden, nach denen gerade nördlich von Leipzig exploriert wird, weg. Da Terra Xplore kein ausschließlich geologischer Kanal werden soll, wird es aber auch Videos über nicht-geologische Themen mit mir geben.

Was hat dir am Dreh besonders viel Spaß gemacht?

Ich fand es cool, zu realisieren, wie viele Personen bei einer Fernsehproduktion hinter der Kamera eine Rolle spielen. Bei meinem Dreh waren das ungefähr zehn Leute, darunter Regisseur, Kameramann, Tontechniker, Produktionsleiter und noch einige mehr. Jetzt weiß ich auch, wie wichtig ein gut eingespieltes Team bei einem Dreh ist.

Danke für das Interview, Thora!

Ich danke!