Nachhaltiges Umweltmanagement benötigt Interdisziplinarität
Dr. Uwe Boester
Aufgrund des Wehrdienstes war der Zeitraum zwischen Abitur 2008 und Studienbeginn 2009 für Uwe Boester länger als ursprünglich geplant. Genügend Zeit, um sich in der Studienganglandschaft etwas umzuschauen. Dieses Umschauen führte Uwe 2009 zum Tag der offenen Tür nach Aachen an die RWTH. Eigentlich sollte es ein Studium der Chemie oder des Wirtschaftsingenieurwesens werden. Die Präsentationen der Geowissenschaften und insbesondere des Georessourcenmanagements hinterließen jedoch einen sehr positiven Eindruck und in der Folge schrieb Uwe sich 2009 im Bachelorstudiengang Georessourcenmanagement (GRM) ein. Zuvor war der Kontakt mit den Geowissenschaften auf eine Affinität zu Dinosauriern und Fossilien im Kindesalter beschränkt gewesen. Schnell war Uwe jedoch klar, dass die Interdisziplinarität und Vielseitigkeit der Geowissenschaften genau das sind, was ihn interessiert und er zu „seiner“ Wissenschaft machen möchte. Kaum eine Wissenschaftsdisziplin bietet eine mit den Geowissenschaften vergleichbare Bandbreite an Fächern, Methoden und Interdisziplinarität. Daraus resultieren vielfältige, spannende und teilweise auch sehr spezielle Berufsfelder. Hinzu kommen Möglichkeiten im In- und Ausland zu lernen, zu forschen und auch zu arbeiten. Zudem geht es stets um die großen Fragen der Menschheit und/oder die großen Herausforderungen unserer Zeit: Klimawandel und Nachhaltigkeit.
2012 verließ Uwe Aachen in Richtung Norwegen. Dort studierte er zwei Semester (ERASMUS) an der NTNU in Trondheim. Im Anschluss ging er zum Masterstudium zurück an die RWTH und schloss seinen Master in der GRM-Vertiefungsrichtung Umweltmanagement ab. „Die Mischung aus rechtlichen, betriebswirtschaftlichen, geowissenschaftlichen und Ingenieursinhalten machen den Reiz des Georessourcenmanagements aus und ermöglichen Anknüpfungspunkte zu vielen Bereichen. Bei zunehmender Interdisziplinarität war es immer mein Eindruck, dass diese generalistische Ausbildung von Vorteil ist“, sagt Uwe heute. Die Masterarbeit schrieb er 2015 am Lehr- und Forschungsgebiet Hydrogeologie.
Im Anschluss blieb Uwe zur Promotion bei Prof. Rüde am Institut und promovierte 2022 zum Thema der Nutzbarkeit von Gadolinium als Umwelttracer für die Oberflächenwasser-Grundwasser-Interaktion. Seit 2021 arbeitet Uwe bei der ahu GmbH in Aachen. Dort ist er in den Bereichen Wasserwirtschaft und Altlastensanierung tätig. Seine Projekte umfassen hydrogeologische Systembeschreibungen im Nachbergbau und Feuchtgebieten/Mooren, die Erstellung von Wasserkonzepten und die Altlastenbearbeitung. Über seine aktuelle Arbeit sagt Uwe: „Die Bandbreite der bearbeiteten Projekte ist groß, es geht um viele fachlich spannende Fragen, die in der Praxis zu beantworten und ggf. in konkrete Lösungen umzusetzen sind. Diese Verknüpfung aus wissenschaftlich-fachlicher Begutachtung und der Umsetzung der eigenen Ergebnisse in der Praxis schätze ich an der Arbeit im Büro sehr. Insbesondere durch die breite Ausbildung im GRM-Studium (Georessourcenmanagement) fühle ich mich heute den interdisziplinären Herausforderungen der Arbeitswelt und neuen, unbekannten Problemstellungen gewachsen. Die breite Ausbildung des GRM-Studiengangs unter Einbeziehung rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Lehrveranstaltungen bereitet sehr gut auf die Projektarbeit in der Praxis vor.“
Das Studium und die Promotionsphase bilden für Uwe die Voraussetzungen für sein aktuelles Arbeiten. Ein Studium der Geowissenschaften ist für alle, die interdisziplinär arbeiten möchten sowie an Fragestellungen zum Klimawandel, der Klimaanpassung oder generell unserem Planeten und der Umwelt interessiert sind, das perfekte Studienfach. Uwe würde jederzeit wieder Georessourcenmanagement studieren, weil über die Fachexpertise hinaus der Blick für die anknüpfenden Fächer und andere Sichtweisen geschult wird. Der Studiengang prädestiniert daher dazu, verschiedene Fachrichtungen zu kennen, zu verstehen und in gemeinsames Handeln zu übersetzen.
Wenn Uwe an seine Studienzeit zurückdenkt, spielt seine Tätigkeit in der universitären Selbstverwaltung als Mitglied und Vorsitz der Fachschaft 5.3 GeoRes eine große Rolle. Die Vertretung der Interessen der Studierenden in den Hochschulgremien, die Diskussionen zwischen den Hochschulgruppen und die sachliche Interaktion haben ihn geprägt. „Das war eine gute Schule für Mitarbeit in Verbänden und Institutionen. Es ist jedem zu empfehlen, einen Beitrag zum organisatorisch-formalen Funktionieren der Universität zu leisten. Das unterscheidet die Universität von einer Schule und fördert die Eigenverantwortlichkeit, die von Akademikern erwartet wird,“ sagt er. Neben der guten Vernetzung mit den Kommilitonen und Kommilitoninnen und einem informierteren Studieren führt die Gremienarbeit zur Stärkung zwischenmenschlicher Kompetenzen und für viele ist das auch eine erste „Führungsaufgabe“.
Aachen ist eine schöne Studienstadt und das fachlich-wissenschaftliche Niveau der RWTH ist international anerkannt. Es gilt daher umso mehr die Möglichkeiten, die das bietet, zu nutzen. Uwe empfiehlt, dass man sich im Studium so früh wie möglich von einem strikten Stundenplan emanzipiert. Zusätzliche Vorlesungen und Seminare, die den eigenen Interessen entgegenkommen, und neben fachlichen Aspekten die Persönlichkeitsbildung fördern, machen den entscheidenden Teil der Uni-Ausbildung aus. Dazu gibt es an der Uni in Aachen alle Möglichkeiten und die Geowissenschaften sind ein Ort, an dem man das auf vielfältige Weise fachlich untermauern kann.