Nachruf auf Prof. Urai

02.06.2023
  Prof. Urai Urheberrecht: © GED/ RWTH Aachen  

Die Fachgruppe für Geowissenschaften und Geographie trauert um den Universitätsprofessor

Prof. Dr. Janos Lajos Urai

geboren am 16. Oktober 1953 in Budapest

gestorben am 28. Mai 2023 bei Namur in Belgien

 
 

Wir betrauern mit großer Bestürzung den Tod unseres Kollegen Professor Janos Urai, der am 28.5.2023 beim Bergsteigen tödlich verunglückte.

Prof. Dr. Janos Lajos Urai war ein weltweit anerkannter Wissenschaftler,der mit seinen wegweisenden, grundlegenden und anwendungsbezogenen Forschungsarbeiten die Strukturgeologie weiterentwickelte. Dabei verband er Geländearbeiten mit quantitativen experimentellen und numerischen Ansätzen. Seine Themen waren skalenübergreifend und reichten von der Nanoporosität von Deckgesteinen, Rekristallisationsprozessen, der Rheologie von Salzgesteinen, der Entwicklung von Mikrostrukturen in Adern, bis zur großskaligen Entwicklung von tektonischen Verwerfungen. Sein H-Index von 64 reflektiert seine starke Publikationstätigkeit. Die exzellenten akademischen Leistungen von Janos wurden von der Deutschen Geologischen Gesellschaft – Geologische Vereinigung 2022 mit der Steinmann-Medaille gewürdigt. Mit seinem Tod verliert die geowissenschaftliche Community und insbesondere die Strukturgeologie einen großen Wissenschaftler.

Janos Urai wurde am 16.10.1953 in Budapest, Ungarn geboren. Er flüchtete mit seinen Eltern und seiner Schwester als Jugendlicher aus Ungarn in die Niederlande. Dort studierte er 1974-1980 an der Universität Leiden. 1983 promovierte er bei Henk Zwart, dem er an die Rijksuniversiteit Utrecht folgte, zum Thema „Deformation of wet salt rocks“. Seine Postdoktorandenzeit führte Janos 1984 an die State University of New York in Albany zu Win Means, und zwischen 1985 – 1989, ausgestattet mit dem mehrjährigen C&C Huygens Fellowship, unter anderem an die University of California in St. Davies (1986) und zu Mervin Paterson an die Australian National University in Canberra (1987). Von 1989 bis 1996 arbeitete Janos Urai dann als Senior Research Scientist in der Forschungsabteilung bei Shell in Rijswijk, Niederlande, wo er sich unter anderem mit der Dichtigkeit von Deckgesteinen befasste.

Getrieben von einem unbändigen Tatendrang folgte Janos Urai 1996 dem Ruf an die RWTH Aachen und baute dort mit seinem stetig wachsenden Team das Lehr- und Forschungsgebiet Geologie - Endogene Dynamik auf. Anfangs mit nahezu keiner Infrastruktur ausgestattet, konnte er, allein durch Einwerbung von Drittmitteln, über 24 Jahre seine Professur zu einem modernen Forschungsinstitut mit Laboren zur Gesteinsdeformation, Sandbox-Labor und Cryo-BIB Rasterelektronenmikroskop ausbauen. Die anwendungsbezogenen Forschungsarbeiten von Janos Urai mit der neuen Cryo-REM Analytik resultierten 2014 in der Ausgründung MAP – Microstucture and Pores GmbH, die von seinen ehemaligen Doktorand:innen geführt wird und mikrostrukturelle Analysen auf dem internationalen Markt anbietet.

  Foto von Prof. Urai vor einem Berg sitzend Urheberrecht: © Janos Urai

In unserer Fachgruppe war Janos 1999-2001 Fachgruppensprecher und er war an der RWTH lange Jahre Vorsitzender der Steuerungsgruppe der Universitätsbibliothek. Neben seiner Professur an der RWTH Aachen war Janos Urai seit 2004 am Aufbau der German University of Technology GUtech in Muskat, Oman beteiligt. Er entwickelte als Inaugural Dean der Faculty of Science der GUtech (2006-2012) und als Head of Department der Applied Geosciences den Studiengang Angewandte Geowissenschaften an der GUtech und war seit 2013 als Adjunct Professor weiter mit der GUtech verbunden. 2019 ging Janos Urai in den wohlverdienten Ruhestand und widmete sich weiterhin als Consultant geowissenschaftlichen Projekten, wie Salzkavernen, Dichtigkeit von Gesteinen und zuletzt Pumpspeicherkraftwerken.

Mit seiner begeisternden Motivation und seinen nie endenden Ideen begleitete Janos 22 Doktorandinnen und Doktoranden zur Promotion. Seine hohen Ansprüche an sich und sein Team führten zu der ein oder anderen Nachtschicht, um Projekte zu akquirieren oder finalisieren. Viele seiner Schüler sind nun in leitenden Funktionen in der Industrie tätig. Zwei folgten seinem Weg und sind nun selbst Professoren.

Auch in der Lehre prägte er mit seiner Begeisterung und Offenheit, aber nicht minder hohen Ansprüchen, viele Generationen von Studierenden. Trotz seiner kreativen Art, komplexe Prozesse der Strukturgeologie mit Printen, Pudding, Schokolade und Papierstapeln zu erklären, bleiben vielen Studierenden seine Anforderungen bei Klausuren und Seminaren in Erinnerung. Ebenso seine Exkursionen und Kartierkurse, bei denen er die Schönheit der Geologie und die Deformation der Gesteine eröffnete.

Bereits in seiner Studienzeit folgte Janos Urai seiner Leidenschaft für das Bergsteigen, die bis zum Ende anhielt. Ob El Capitan im Yosemite Naturpark in Kalifornien in den 1980ern, zahlreiche Gipfel in den Alpen, z.B., Dent Blanche in der Schweiz oder vertikale Wände am Jebel Misht im Oman in den vergangenen Jahren. Nichts schien unmöglich, bis zum Pfingstsonntag 2023. Er stürzte bei Namur in Belgien in den frühen Tod.

Mit seinem Tod verlieren wir einen hochgeschätzten und beliebten Kollegen, engagierten Wissenschaftler und Lehrer sowie einen immer lebensbejahenden und kreativen Menschen. Wir werden das Andenken an ihn in Ehren bewahren.

Prof. Dr. Klaus Reicherter (Fachgruppensprecher)

Prof. Peter Kukla, PhD (Dekan der Fakultät 5)

 

Hier finden Sie die Traueranzeigen der RWTH und der Fachgruppe für Geowissenschaften und Geographie.

Traueranzeige Prof. Urai RWTH

Traueranzeige Prof. Urai Fachgruppe

 

Hier finden Sie ein Video von Prof. Urai von der RWTH auf YouTube.

Portrait: Professor Janos Urai

 

Hier finden Sie einen Artikel über Janos Urai von EGU-Blogs.

EGU-Blogs: Remembering Janos Urai